Die Gründung 1969

Die Gründer von 1969

"Ein Postillon soll thätig und unverdrossen, nüchtern, treu, des Fahrens und Reitens kundig sein, und das Posthorn zu blasen verstehen"

Ein Schild mit dieser Aufschrift, welches im Besprechungsraum des Postamts zu Göttingen hing, gab den Anstoß zur Gründung eines Postensembles. Als Leiter wurde von den Amtsleitern Herr Willi Aurich auserkoren, der sich, als frührer Obermusikmeister eines Marine-Musikkorps sicher vorbelastet, für ein Blasorchester aussprach. Nach einer Spendensammlung für die Anschaffung von Instrumenten und gescheiterten Versuchen der musikalischen Ausbildung der Azubis konnten schließlich ältere Postmitarbeiter für diese Gruppe gewonnen werden.
Am 19.11.1969 (Bußtag) begann im Sitzungszimmer des Postamts die erste Probe mit sieben Mann der ersten Stunde. Es waren dies:

Willi Aurich (Leiter und 1. Flügelhorn)
Heinz Schmidt (2. Flügelhorn)
Hermann Bauer (Trompete)
Willi Schulze (1. Tenorhorn)
Günter Schmidt (2. Tenorhorn)
Heinz Mohaupt (Posaune)
Konrad Wucherpfennig (Tuba)

Zu Weihnachten 1969 kam es zum ersten Konzert der neuen "Bläservereinigung der Post in Göttingen", wie sich die Musiker selbst nannten. Diese Veranstaltung fand großen Anklang, sodass die weihnachtlichen Konzerte zu einer festen Tradition in dieser für Postangestellte so arbeitsreichen Zeit wurden. 120 passive Mitglieder hoben den Verein aus der Taufe. Erster Vorsitzender wurde Karl Dralle, Schriftführer und Kassier K.-H. Magercord.
Lange Zeit hindurch blieb es bei dieser kleinen Besetzung, die laufend bei Jubiläen und Familienfeier von Postkollegen, sowie bei der Einweihung von Postgebäuden im Einsatz war. Die Sieben hatten dank der Erfahrung und Unerbittlichkeit ihres Dirigenten inzwischen Fortschritte gemacht.

Die 70er Jahre

In diesen frühen Jahren konzentrierte sich das Orchester weitgehend auf die Anwerbung neuer Mitspieler sowie musikalische Aus- und Weiterbildung, sowohl der Neuen wie auch der alten Hasen. Im Juni 1974 nahm das POG, das inzwischen 15 Mitglieder zählte, zusammen mit der Postkapelle Clausthal-Zellerfeld am 1. Bundespostmusiktreffen in Koblenz teil. 1977, beim 2. Bundespostmusiktreffen, diesmal in Freiburg im schönen Baden, reiste das Göttinger Orchester bereits mit 25 Aktiven an.
Ein weiteres Highlight für die Musiker war sicher das im NDR übertragene Konzert in Braunschweig zur Saisoneröffnung von "Ein Platz an der Sonne" im Frühjahr 1978. Ende der 70er Jahre war das Orchester, nicht zuletzt durch seine über 30 Auftritte im Jahr überregional bekannt, was sicherlich auch ein Grund für die beginnende Zusammenarbeit mit der JEPTT (Verband für Partnerschaften des europäischen Post- und Fernmeldepersonals e.V.) war. Das POG umrahmte häufig von der JEPTT ausgerichtete Veranstaltungen. Zum Ende dieses Jahrzehnts fuhren die Postmusiker erneut in den Süden der Republik zum 3. Bundespostmusiktreffen in Heidelberg, bei dem auch der Bundesverband der Postkapellen gegründet wurde.

Die 80er Jahre

Dieses Jahrzehnt stand für das Postorchester Göttingen ganz im Zeichen zweier Entwicklungen. Einer Vielzahl von Konzertreisen in Zusammenarbeit mit der JEPTT und einem inneren Umbruch. Letzterer ergab sich zwangsläufig durch Abgänge des musikalischen Leiters Willi Aurich (1982), des 1. Vorsitzenden Karl Dralle (1985) und zahlreiche andere Musiker, die aus Altersgründen, gesundheitlichen Beschwerden oder durch Versetzungen das Orchester verlassen mussten. Dennoch ging es weiter, auch wenn die "Bläservereinigung der Post in Göttingen", wie sie damals hieß, nicht nur in einem eingetragenen Verein (vorher Postverein) neu organisiert wurde, sondern auch in den noch heute gebräuchlichen Namen "Postorchester Göttingen" umbenannt wurde. Neue Mitspieler konnten gewonnen werden, sodass das Orchester zum Ende des Jahrzehnts stolze 45 Musiker zählte.
Konzertreisen (Jahreszahl in Klammern), wie schon erwähnt in Zusammenarbeit mit der JETPP, wurden unter anderem nach Perpignan/Südfrankreich (80), Limburg/Belgien (83), Paris (83, 85), Lyon (87), Wangerlang/Horumersiel (88) und zusammen mit dem POG Lyon nach Posen/Polen durchgeführt. Hinzu kamen zahlreiche Auftritte bei Veranstaltungen der Post, sei es im Rahmen von Eröffnungen, Einweihungen, Besuchen ausländischer Freunde oder Konzertabende.

Die 90er Jahre

Der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung brachten auch für das Postorchester einige Veränderungen mit sich. Einige Mitglieder (auch der musikalische Leiter) wurden zum "Aufbaueinsatz Ost" berufen, kehrten aber bald wieder ins Orchester zurück. Das Jahr 1990 stellte sicherlich ein Highlight in der Historie des Orchesters dar. Anlässlich des Jubiläums "500 Jahre Post" gabt das POG etwa 50 Konzerte in der Nordhälfte Deutschlands. Herrausragendes Ereignis war die Eröffnungsveranstaltung zu diesen Feierlichkeiten in Bonn. In diesem Jahr war das Postorchester ebenfalls an einer Produktion des WDR beteiligt, gemeinsam mit Minister Schwarz-Schilling. Weiterhin fand im September 1990 das 7. Bundespostmusiktreffen in Karlsruhe, wieder im schönen Baden, statt, bei dem das POG nicht fehlen durfte.
Schwierigkeiten ergaben sich durch die Neuorganisation der Post und Teilung in Post, Postbank und Telekom, den Wegfall zahlreicher Zuschüsse und den anstrengenden Vorjahren. Doch das Orchester überstand auch diese Schwierigkeiten, insbesondere deshalb, weil durch "Auslandserfahrungen" (Ostdeutschland, Bayern, etc.) viele Mitglieder neue Ideen von ihren Gastspielen mit ins Orchester einbrachten und auch die neuen Postunternehmen gerne mit dem Orchester zusammen arbeiten. Konzertreisen werden innerhalb Deutschlands unternommen sowie auch nach Dänemark.
1998 gewann das Postorchester Göttingen e.V. beim Musikwettbewerb des Landkreises den "Kulturpreis des Landkreises Göttingen", was nicht zuletzt als Erfolg der anstrengenden Probenarbeit im Vorfeld zu werten war. Selbstverständlich wurde diese Ehrung mit einem weiteren Konzer angemessen gefeiert.
Besonderes Highlight zum Abschluss dieses Jahrzehnts war natürlich die Ausrichtung des 8. Bundes-Postmusiktreffens anlässlich des 30 jährigen Vereinsjubiläums. Vom 10. bis 12. September 1999 gastierten fünf deutsche Postorchester sowie, was uns ganz besonders freute, auch vier Postorchester aus dem benachbarten Dänemark. Neben einem fulminanten Festkonzert in der Stadthalle Göttingen blieb auch ausreichend Zeit für gemeinsame Aktivitäten, sowohl musikalischer Natur (bunter Abend) als auch außermusikaler Art.

Das neue Jahrtausend

Das Jahr 2002 stellte für das Orchester eine besonders schwerwiegende Herrausforderung dar. Durch den Weggang nahezu des gesamten Vorstandes, sowie der Pensionierung des musikalischen Leiters, Herrn Bertram Willhelm - der das Orchester über viele Jahre hinweg maßgeblich geprägt hatte und dem auch an dieser Stelle dafür Anerkennung gezollt werden soll - der daraufhin sich mehr seinem Privatleben widmen wollte, stand das Orchester kurz vor der Auflösung. Es fand sich jedoch eine kleine Schar von Musikern zusammen, die sich entschlossen, dennoch die Proben- und Vereinsarbeit weiter zu führen. Aus dem Nicht heraus wurde ein kompletter Vorstand aus dem Hut gezaubert und Peter Kreitz, der schon länger im Orchester musizierte, übernahm nun die Leitung.
Das Orchester wuchs wieder und gab Konzerte in der Umgebung. Anteil daran hatte auch Jörg Klein (heute Jörg Mauksch), der 2003 das Amt des musikalischen Leiters von Peter Kreitz übernahm.
2009 feierte das Postorchester Göttingen e.V. sein 40-jähriges Bestehen. Dies wurde mit einem Jubiläumskonzert im Alten Rathaus der Stadt Göttingen entsprechend gefeiert. In der zweiten Jahreshälfte übernahm Paul Niklas Ruth das Dirigentenamt und hat sich gemeinsam mit dem aktuellen Vorsitzenden Peter Kreitz zur Aufgabe gemacht, das Orchester musikalisch weiter zu entwickeln und es somit fit für weitere erfolgreiche Jahre im Zeichen der Blas- und Bläsermusik zu machen. Erwähnt sei hier ferner, dass wir uns ganz besonders freuen, auch nach über 40 Jahren mit Heinz Schmidt noch einen Mann der ersten Stunde aktiv dabei zu haben.

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